Meridian Zero

Leseprobe Gran Canaria



Gran Canaria

Außerdem ist heute Vatertag. Der wird in Spanien nämlich am 19. März, dem "Día de San José" gefeiert, weil der heilige Josef zwar nicht der leibliche Vater Jesu war und irgendwie mit der ganzen Sache nicht so viel zu tun hatte, aber eben doch zumindest so etwas wie ein Ziehvater. Weil ich nicht alle Festtage der katholischen Kirche im Kopf habe, fällt mir dieser recht offen-sichtlichen Zusammenhang zunächst nicht auf und werde neugierig, als ich am frühen Abend höre, wie die Blaskapelle auf dem nahen Dorfplatz Pasodobles spielt. Vor der Pfarrkirche Iglesia Nuestra Señora del Socorro hat sich schon eine kleinere Menschenmenge versammelt, und auf meine dumme Frage was denn der Anlass für die Feierlichkeiten wäre, bekomme ich zur Antwort, dass doch heute der Diá de San José sei, und dass nachher noch die Prozession durchs Dorf stattfindet, weswegen sich die Musiker schon einmal warmspielen würden. Und weil ich gerade nichts vor habe, besuche ich heute die Messe und gehe danach mit dem heiligen Josef, dem Pfarrer, der Blaskapelle und dem halben Dorf zusammen noch eine Runde spazieren.

Anschließend brauchen alle, außer dem heiligen Josef, denn der wurde ja getragen, erst einmal eine Erfrischung in der Dorfkneipe. Nach zwei Bier ist aber Schluss für mich, denn morgen steht die Wanderung auf den Roque Nublo an, einer der höchsten Berge und Wahrzeichen der Insel.

Um neun Uhr, für kanarische Verhältnisse also frühmor-gens, geht es los. 23 Kilometer liegen vor mir. Von Tejeda wandere ich zunächst bergauf zum Cruz de Timagada, hinüber zum Talschluss nach La Culata und dann unterhalb des Gipfels entlang. Leider hat sich mittlerweile das Wetter wieder verschlechtert, aus Rich-tung Norden ist dumpfes Grollen zu hören, ein Gewitter zieht heran. Nachdem ich einen kurzen Schauer in einer Felshöhle abgewartet habe, lässt der Regen etwas nach und ich nehme das letzte Stück zum Gipfel in Angriff.

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